tao te king von laotse 

neu interpretiert 

 

Das Tao Te King ist wahrscheinlich der am meisten übersetzte und interpretierte Text der Welt. Das ist insofern keine Überraschung, da die Möglichkeit der unterschiedlichen Interpretationen durch die spezielle Struktur der chinesischen Sprache in gewisser Weise schon vorgegeben ist. 

„Das in Worte gefasste Tao ist nicht das wahre Tao.“ So beginnt das Tao Te King und etwas später, in Vers 14 heißt es:„Du kannst das Tao nicht kennen aber es sein.“
Dennoch:„ Jedes Kind bekommt einen Namen, um über es zu sprechen.“ Und so wie jede Mutter und jeder Vater weiß, dass der Name nicht das Kind ist, denn das ist lebendig, unberechenbar und verändert sich ständig, so ist das hier vorliegende Tao Te King nicht das Tao. 

Während der Arbeit am Tao wurde uns immer wieder deutlich, dass
das, was da eigentlich mitgeteilt werden möchte, nicht über den Verstand vermittelt werden kann. Weshalb das ganze Tao Te King konsequenterweise nur aus dem ersten Satz bestehen dürfte, oder noch radikaler: aus leeren Seiten! Immer wieder führt uns der Verstand in die Bewertung, in die Unterscheidung, will uns sagen was richtig, falsch oder besser ist.
Laotses Texte sind oft paradox, dem Leben näher als der Logik oder der Vernunft:„Schau und es ist nicht zu sehen – Horch und es ist nicht zu hören“. Diese Worte wollen uns nicht sagen, wo es lang geht oder wie wir leben sollen, sondern wollen eher wachrütteln und provozieren:„Gib das Lernen auf und deine Sorgen haben ein Ende!“ 

 

Ingrid Weber und Stephan Schwartz

Hof Beutzen Mai 2015 

 

 

www.taoleben.de